Logbuch vom 30.04.2014

Am Samstag, den 26.4.2014, haben wir um 11.00 Uhr im Fischereihafen/Schwentine in Kiel festgemacht und die KUS-Reise 13/14 nach einer schönen Ankunftszeremonie bei herrlichem Sommerwetter beendet.

Am Freitag schlossen wir die Reise innerhalb der Besatzung mit einem wunderschönen und emotionalen Abschlussabend und einem leckeren 3-gängigen Captainsdinner ab. Umrahmt wurde dieses Festmahl von zahlreichen musikalischen, literarischen und lustigen Beiträgen.

Am Samstag empfingen uns im Fischereihafen/Schwentine sehr herzlich alle Eltern, Geschwister, Verwandte und Freunde mit Plakaten, Musikbeiträgen und einem wohlschmeckenden Buffet mit Produkten aus der Heimat. Nach dem Festakt um 12.30 Uhr beendete die Schülerkapitänin Zoe die KUS-Reise 2013/14 mit acht Glasen.

Wir melden uns hiermit von der Berichterstattung ab und freuen uns im Oktober 2014 auf den Beginn der nächsten KUS-Reise 2014/15.

Dr. Ruth Merk, Projektleiterin und Detlef Soitzek, Kapitän

Zuhause sein und gleichzeitig ganz weit weg von Zuhause

Datum: 26.4.2014
Mittagsposition: Zuhause in Bayern
Autor: Milena

Hier sitze ich nun und schaue auf das leere Dokument, kann mich nicht konzentrieren. Nicht weil mir vom stetigen Schwanken des Schiffes leicht schlecht ist, nicht weil ich zu wenig geschlafen habe und mit den Gedanken schon in meiner kuscheligen Koje bin, da ich weiß, ich muss in 2 Stunden schon wieder zur Wache auf dem Achterdeck stehen und auch nicht, weil am Nebentisch Leute Karten spielen, Mützen häkeln und sich lautstark unterhalten. Nein, gerade, weil das alles fehlt, weil um mich herum so komplette Stille herrscht. Meine Blicke schweifen in meinem Zimmer umher, ich sehe mein viel zu großes Bett, vollgestopft mit Kissen, meinen großen Schreibtisch, den Sitzsack in der Ecke… und das alles ist unverändert, es scheint als hätte der ganze Raum ein halbes Jahr lang geschlafen und nur darauf gewartet, wieder von mir geweckt zu werden. Es ist komisch, weil es doch eigentlich richtig komisch sein müsste, stattdessen ist es gar nicht so komisch, sondern fast….ja, normal?! Mein Blick wandert zum Fenster und im ersten Moment erschrecke ich, bei dem Anblick von Häusern, Wiesen, Bäumen und Feldern. Ein Gefühl der Enge beschleicht mich, ich komme mir verloren vor, sehne mich danach, endlos weit in die Ferne zu schauen und nur blau zu sehen, nach dem Gefühl von Freiheit in mir drin, nach peitschenden Wellen und salzigem Wind. Und dann drehe ich mich wieder im Kreis und der Gedanke von Normalität ist verschwunden, alles was ich sehe, sieht falsch aus und ich muss tief durchatmen, die Augen schließen, um die Tränen zurück zu halten. Ich will sie nicht wieder öffnen, halte sie geschlossen und lasse meine Gedanken an einen anderen Ort ziehen, zu einem zweiten Zuhause, in eine andere Welt, die nur ein paar Stunden in der Zeit zurück liegt, noch so zum Greifen nah erscheint und doch in der Wirklichkeit so unerreichbar ist. Wir haben auf unserer Reise viel Emotionales erlebt, viel schier Unbegreifliches, manchmal lag ich Nachts wach in meiner Koje und wenn ich es nicht besser gewusst hätte, wäre ich der Meinung gewesen, mein Kopf würde jeden Moment bersten und in Einzelteilen in der Kammer herumfliegen. Ich weiß nicht, ob es in Zukunft betrachtet noch so sein wird, aber trotz allem war der gestrige Tag noch einmal in einer ganz anderen Dimension, aufwühlend, erschreckend, unvorstellbar, traurig und schön zu gleich, schmerzhaft und freudig, viel zu viel auf einmal, als dass es in einen Menschen hineinpassen könnte! Die Erinnerungen kommen zusammen mit den unterschiedlichsten Gefühlen, bringen mich abwechselnd zum Lachen und zum Weinen. Weiterlesen

Logbuch vom 24.4.2014

Wir liegen heute, Donnerstag, den 24.4.14, um 16.30 Uhr auf der Reede in Kiel- Heikendorf und werden dort bis zum Samstag liegen. An Bord sind alle wohlauf.
Hinter uns liegt eine erfolgreiche Schiffsübergabe von Falmouth über Helgoland nach Brunsbüttel. In Helgoland erkundeten wir zu Fuß die Insel, statteten dem Alfred-Wegner-Institut einen Besuch ab und konnten dabei hinter die Kulissen des Aquariums schauen und mehr über ihre Forschung als auch die Nordsee und die Insel selbst erfahren.
Mit Lotsen-Begleitung (Detlef, Kolja und Ruth) haben die Jugendlichen das Schiff gestern gut nach Brunsbüttel zu den Seglerdalben gebracht, wo wir gegen 21.00 Uhr festmachten. Heute fuhren wir durch den NOK und werden bis Samstag uns als auch das Schiff für die Ankunft vorbereiten und unseren letzten gemeinsamen Abend an Bord festlich verbringen.
Wir werden am Samstag, den 26.0414, um 11.00 Uhr an der Fischmarktpier in der Schwentine festmachen. Alle freuen sich nun auf das Ankommen und auf das Wiedersehen mit der Familie, Verwandten und Freunden.
Dr. Ruth Merk, Projektleiterin und Detlef Soitzek, Kapitän

 

Der NOK (Nord-Ostsee-Kanal) und die Schiffsarbeiten

Datum: 24.04.14
Mittagsposition: passieren km 63,5 NOK
Etmal: 80sm
Wetter: –
Autor: Simon

Ich bin jemand, der in der Früh sehr gut aufstehen kann, aber nicht, wenn es gefühlte -10 Grad Celsius in der Kammer hat! Um zu vermeiden, dass man bei solchen Zimmertemperaturen nicht in seinem Schlafanzug fest friert, wenn man die Decke wegnimmt, nimmt man abends eine Taschenlampe mit ins Bett. Morgens streckt man dann vorsichtig den Zeigefinger unter der Bettdecke hervor, lässt ihn 10 Sekunden draußen und schaut dann, wenn man ihn wieder reingezogen hat, mit der Taschenlampe, ob sich Eiskristalle auf der Fingerspitze gebildet haben. Wenn nicht, ist alles ok, wenn schon, wird das Anziehen ein Wettlauf um Leben oder Tod. An diesem Morgen wäre ich beinahe erfroren!:D
Nach Signal K um ca. 06.00 Uhr, das zum Ablegen in Brunsbüttel verwendet wurde, durften wir dann alle (außer der Fahrwache) wieder ins Bett! Zum Frühstück wurden wir jedoch alle wieder geweckt (diesmal wäre ich nicht beinahe erfroren), da uns nach dem Frühstück ein Tag voller Schiffsarbeiten bevorstand. Ich durfte in der Kombüse die Unterschränke und Schubladen zuerst auskratzen, dann wischen und zuletzt auch wieder einbauen. Das ist bei dem Schrank unter der Spüle besonders lustig, da man dort immer, wenn jemand am Wasserhahn den Schlauch benutzt, einen Teil des Schlauchs auf den Kopf geschlagen bekommt! Das bedeutet, dass man sich ungefähr alle 20 Sekunden ducken muss, um diesem Schicksal zu entgehen! Es war trotzdem echt lustig! Weiterlesen

„Warschau Typhon“

Datum: 23.04.14
Mittagsposition: 54° 00,5′ N, 007° 59,9′ E
Etmal: 11 sm
Wetter: Lufttemperatur: 10,5 °C, Wassertemperatur: 10,5°C
Autor: Paul

“ Hä? Warum schaukelt es nicht? Wieso hört man keine Maschine? Segeln wir etwa? – Ach nein, stimmt ja, wir sind auf Helgoland.“ Diese Gedanken schwirrten mir durch den Kopf, als ich um 4.30 Uhr zur Hafenwache geweckt wurde. Ein wenig schlaftrunken schlüpfte ich in Hose, T-Shirt, Pulli und Ölzeug und schlich auf das Achterdeck. Draußen war es erstaunlich warm, da kein Wind wehte, komisch, vermutlich das erste Mal, dass im Wetterbuch Windstärke 0 steht.
Die Hafenwache verlief wie immer ruhig. Bei Sonnenaufgang die Flaggen hissen, die nächste Wache wecken und schon ist’s vorbei. Doch eine Sache war da noch bzw. war da plötzlich nicht mehr – und zwar war die Nock von unserem Klüverbaum nach und nach im plötzlich aufgezogenen Nebel verschwunden. Bei solchem Nebel auf See sein, ist nicht einfach. Vor allem nicht bei der Schiffsübergabe. Als wir dann nach All Hands on Deck aus dem Hafen raus waren, begannen wir damit Schallsignale zu geben. Alle zwei Minuten klang der Ruf „Warschau Typhon“ über das Achterdeck und darauf für vier Sekunden das laute Hupen, das ist ganz schön nervig!
Ab zehn Uhr begannen alle mit Schiffsarbeiten. Domi und ich machten weiter mit der Inventarisierung der Bibliothek. Die Zeit verging recht schnell bis zum Mittagessen und wir machten gute Fortschritte. Zum Nachmittag hin, pünktlich zur Elbe Eins Tonne, lichtete sich auch der Nebel und bei meiner Wache um 17.00 Uhr konnte man wieder klar sehen. Ich übernahm das Ruder gerade als wir quer ab Cuxhafen waren, und steuerte uns ein Stück weiter in Richtung Heimat nach sehr komischen Kursen, wie 063° und 032°. Weiterlesen

Heading Home

Today, six months have passed since we started our journey in Kiel. At that time, no one of us really knew each other and I exaclty remember the feelings I had on the day I got my invitation. I couldn’t believe that this was real and that I was going to be on a journey for over 6 months. I couldn’t really grasp the meaning of this big chance, until the day we left. The last night, I slept in the hotel with my parents and in the morning I said „goodbye“ to my dad not realizing that this was the day.

We waved at our parents the last time not knowing what was going on. I mean, we were on a ship, which was going to be our home for half a year! We will have to deal with 50 other people who we not really knew. That time, no one of us thought that in half a year’s time, these people were going to be our brothers, sisters and friends.

During the time we got closer and learned to sail. Everytime we talked about home we said: „Don’t think about it, there are only two months over now“ …. „Don’t think about it, we have more than half of it left“ …… „Hey don’t talk about this, we have 40 days left“ …. Weiterlesen

Abstecher Helgoland

Datum: 22.04.14, Dienstag
Mittagsposition: 54°10,6’N; 007°53,8‘E
Etmal: 89 sm
Wetter: Wassertemperatur: 10°C; Lufttemperatur: 9,5° C; Wind: ENE 3
Autor: Alexandra

Trotz all dem Wind, der die ganze Zeit gegen uns war, hatten wir doch noch einen so großen Puffer, dass wir die schöne Insel Helgoland besuchen konnten. Wir waren erstaunt, als Zoe, unsere Kapitänin, uns diese Nachricht überbrachte, denn während meiner Wache waren nicht nur der Wind, sondern auch die Gezeiten gegen uns, sodass wir trotz Maschine auf Hochtouren nur langsame 2,5 Knoten gelaufen sind. Letztendlich hatten wir sogar noch so viel Zeit, dass wir es uns leisten konnten, einen kleinen Umweg zu fahren, um damit die Chance zu nutzen, noch ein letztes Mal die Maschine auszuschalten und zu segeln. Jeder an Bord freut sich immer über diesen Moment. Die Maschine wird runtergedreht, sie rödelt noch ein bisschen herum und dann – Stille. Einfach nur Stille. In diesem Moment merke ich immer, wie ich mich automatisch entspanne. Aber auch mit Segeln waren wir nicht sonderlich schnell und bald mussten wir unseren lauten Freund auch wieder anstellen, um im Hafen von Helgoland gut manövrieren zu können.
Auf ein Einlaufen folgt zwangsweise ein Großreinschiff. Meine Wache hat gerade die Station Deck. Hierzu gehört vor allem das ganze Messing zu polieren. Polieren, ja das ist eine „schöne“ Arbeit… kommt gleich nach Bodenplatten aus der Maschine bürsten. Obwohl, man muss schon sagen, man sieht was man tut. Mit dem Polieren von Kompass, Ruderlagenanzeiger, Drehzahlregulierungsrädchen, Maschinenhebel, Typhon und diversen Schiffsglocken – ok, zwei Schiffsglocken – ist man schon eine ganze Weile beschäftigt, vor allem, wenn ein paar Tage die Arbeit vernachlässigt wurde. Weiterlesen

Logbuch vom 20.04.2014

Wir befinden uns heute am Sonntag, den 20.04.2014 um 12:00 Uhr deutsche Zeit auf der Position 52°41,6′ N und 004°10,1′ E. Wir laufen bei NE 4 unter Segeln mit Motorunterstützung Kurs 031° durchschnittlich 3,5 kn. Die Stimmung an Bord ist sehr gut und alle sind wohlauf.

Nachdem wir erst mit durchschnittlichen 7 kn in den Eingang der „Dover Strait“ geschossen sind, bekamen wir vorgestern Gegenstrom mit 4 kn und kamen kaum noch voran. Dennoch haben wir uns im Vorhinein gegen das Ankern vor der Isle of Wight entschieden, da wir dadurch noch mehr Zeit verloren hätten. Nun sind wir wieder gut im Zeitplan und gehen davon aus, unseren Einlauftermin einhalten zu können.

Heute läuft eine fröhliche Osternestersuche an Bord und alle genießen den freien Sonntag. Die Schiffsübergabe läuft gut, gestern fand ein Treffen aller Wachen und der Schüler-Schiffsleitung statt, um zur Halbzeit der Übergabe ein kurzes Feedback zu geben. Dieses fiel insgesamt recht positiv aus und wir sind alle sehr motiviert, uns während der zweiten Hälfte der Schiffsübergabe noch weiter zu steigern.

Unsere letzten gemeinsamen Tage hier an Bord verbringen wir außerdem auch mit Vorbereitungen für unseren letzten Abend an Bord, den wir besonders gestalten wollen, und mit Planungen für das Einlaufen in Kiel.

Wir haben nun die Uhr wieder auf deutsche Zeit umgestellt. Wir werden die Tonne „Elbe 1“am 23.04. um 13.06 Uhr passieren und um 21.30 Uhr im Sporthafen Brunsbüttel einlaufen.

Zoe, Kapitänin; Judith und Emilia, Projektleiterinnen

Meine Zeit als Proviantmeister

Position: 53° 38,1’N; 005° 51,7‘E
Etmal: 92 sm
Wetter: Lufttemperatur: 10°C, Wassertemperatur: 10°C, NE 3
Autor: Constantin

Alles begann mit der Bewerbung um die Position des Proviantmeisters, die ich während unserer Zeit in Falmouth eingereicht habe. Dieser legte ich ein Bewerbungskriterium, nämlich den Menüplan für die Zeit der dritten Schiffsübergabe vom 16.4. bis zum 23.4. bei. Der Menüplan listet für die ganze Woche alle Speisen von Frühstück bis zum Abendessen auf. Vor allem musste darauf geachtet werden, dass viele Zutaten aus der Tiefkühllast mit eingebaut werden, da diese gleich nach dem Einlaufen in der Werftzeit abgetaut wird.
Am 16.4. war dann der große Tag. Ich war total entspannt und nicht aufgeregt, da ich mir nicht viele Hoffnungen auf die Position machte, weil ich sie ja schon bei der ersten Schiffsübergabe inne hatte und die anderen Bewerber außerdem starke Konkurrenten waren. Umso mehr war ich erstaunt, als Ruth mich als Proviantmeister verlas. Ich glaube, die Überraschung und Freude war mir wirklich anzusehen. Ich vergeudete nach der ersten Schülerstammversammlung keine Zeit, überarbeitete noch einmal meinen Menüplan in manchen Punkten und ergänzte ihn an manchen Stellen noch um weitere Köstlichkeiten. Weiterlesen

Ostern

Datum: 20.April 2014, Ostersonntag
Position: 52° 41,6′ N 004° 06,5′ E
Etmal: 85 sm
Wetter: Lufttemperatur: 12° C Wassertemperatur: 10,5° C
Wind: NE 4
Autorin Clara S.

Wecken um 4.30 und drei Stunden Wache, war noch alles ganz normal. Vielleicht hat man schon während einer Sicherheitsronde etwas gerochen, aber erst kurz nach 8, nach der Wachübergabe, war es soweit. Die Tische waren richtig österlich geschmückt: An den Wänden hingen vom Vorabend aus bunter Pappe gebastelte Hasen oder Eier. Auf den Tischen waren Osterservietten, Brotkörbe mit warmem Brot, Hefezopf, gekochte, bunte Eier – und auch Nutella durfte nicht fehlen. Es war Ostern! Die Eier durfte man erst essen, wenn man beim „Dätschen“ verloren hatte, wenn das eigene Ei beim Aneinanderschlagen also als Erstes einen Riss bekam.
Um 11.00 Uhr sollte heute das Osternestsuchen anfangen. Der Osterhase war nämlich kurz bei Familie Sänger vorbeigekommen und hatte dort Süßigkeiten für die KUSis abgeholt (Im Namen von jedem einzelnen KUSi 13/14 möchte ich mich ganz, ganz herzlich bedanken für diese Versüßung unseres Ostersonntags!!!). Über Nacht war der Osterhase dann auf die Thor geflogen, hatte die Süßigkeiten in fünfzig grün gepunktete Servietten aufgeteilt, die persönlichen Ostergrüße daran gebunden (per Los hatten wir bestimmt, wer für wen einen schreiben sollte) und dann auf der Thor im Innenbereich versteckt. Weiterlesen